Donnerstag, 28. Juni 2007

Veränderung



...
wie vieles ist für Knaben schön und gut
und albern wenn ein Greis sich damit wichtig tut
...


(Francois Villion: Das Große Testament. Dt. Nachdichtung von Paul Zech)




Samstag, 23. Juni 2007

Georg Danzer -- 1946 - 2007



morgenrot


alle, die kaffee ohne milch und zucker trinken,
sollen aufstehn-
alle die im hirn nicht nach deospray stinken
sollen aufstehn-
alle die noch wissen, was liebe ist-
alle die noch wissen was haß ist-
und daß das, was wir kriegen, nicht das ist, was wir wollen,
sollen aufstehn.

alle, die lieber selbstgedrehte rauchen, sollen aufstehn-
alle, die zue freiheit nicht die unfreihait der anderen
brauchen, sollen aufstehn
alle, die noch wissen was leben ist
und daß nehmen ganz genauso gut wie geben ist-
alle, die den ganzen alten mist nicht mehr wollen,
sollen aufstehn.

kinder, das sind ja schon ganz schön viele,
die da warten auf das morgenrot-
jeden tag ein paar mehr und die plastiksonne ist tot.
du träumst von einer revolution, doch ich will nicht,
das ein tropfen blut fließt-
also tu deinen teil dazu
und gib acht, das du gut bist.

alle, die hier keinen bogen machen um die pfützen, aufstehn-
alle, die ihr geld nicht als macht zur unterdrückung nützen, aufstehn,
alle, die noch ihren verstand haben
und die rechts noch eine linke hand haben,
daß die gaben auf erden gerecht verteilt werden,
sollen aufstehn.

alle, die gegen atomkraftwerke sind, sollen aufstehn-
wer gegen sprengstoff ist in der hand von einem kind ,soll aufstehn
alle, die ihr unbehagen
dauernd mit sich herumtragen,
die ihr leben nicht ohne licht verbringen wollen,
sollen aufstehn.

kinder, das sind ja schon ganz schön viele,
die da warten auf das morgenrot-
jeden tag ein paar mehr und die plastiksonne ist tot.
du träumst vom verlornen paradies-
doch es führt kein weg dorthin zurück, drum verlaß dich drauf,
wir bau`n ein neues auf- stück für stück

Aus dem Album "Ein wenig Hoffnung", Polydor LP 2371 861, 1978




Freitag, 22. Juni 2007

Erinnerung



Je länger die Erinnerungen zurückliegen, desto rosiger färben sie sich ein.
Das ist ein barmherziger Trick der Seele der es einem erlaubt, auch wenn man sein Lebtag Scheiße gebaut hat, am Ende auf ein erfülltes Leben zurückzublicken.

Hannes Wader im Booklet zu dem Album "Mey-Wader-Wecker: Das Konzert", Pläne Records 88888 (CD2), 2003


Donnerstag, 21. Juni 2007

ein paar Bilder



Im Beitrag "Lektüre und Erinnerung" vom 7. Juni habe ich von Büchern geschrieben, die ich als Kind gelesen habe. Mehr noch als manche der Texte haben wahrscheinlich einige der Bilder meine Gedankenwelt geprägt und beeinflusst.

Einige davon habe ich nun gescannt ....




Die Holznarkose: Der Verwundete wird für die kommende Operation wehrlos und empfindungslos gemacht.
In: Karl Hartl: "Warum? Wozu? Von Dingen, die die Welt veränderten". Globus-Verlag, Wien 1948.





Nach der sportlichen Arbeit wurden die staubigen Körper der griechischen Athleten geölt und mit einem Schabeisen sauber geputzt.

In: Karl Hartl: "Wie ... wann ... wo - Wissenschaft für Kinder". Steyermühl-Verlag, Wien, Leipzig, o.J.




Auch der Australier benützt eine Fischgabel, aber nur   v o r   dem Essen.





Eine einfache Rundhütte bietet Mutter und Kind Obdach.





Die Boote der Melanesier sind wahre Kunstwerke - ebenso formschön und reichverziert, wie seetüchtig.
In: Ernst Heinrich Schrenzel: "Kleine Völkerkunde - Streifzüge zu fernen Menschen". Steyrermühl-Verlag, Wien, Leipzig, 1937.


[a.k.]




Dienstag, 19. Juni 2007

gesündere Welt



[...]
wären die Großen kleiner
wär's viel feiner
bestimmt wär das gesünder
gäb's auf der Welt nur Kinder


Bettina Wegner: Ene mene mopel
CD "Sind so kleine Hände", TELDEC 2292-44562-2





Mittwoch, 13. Juni 2007

einziger stabiler Faktor

"Für manche Menschen ist der Gedanke an den Selbstmord der einzige stabile Faktor in ihrem Leben."

(Ein namentlich nicht bekannter Arzt während eines Aufnahmegespräches vor einem Krankenhausaufenthalt)

[a.k.]





Donnerstag, 7. Juni 2007

Lektüre und Erinnerung

Zur Zeit lese ich Umberto Ecos Roman “Die Geheimnisvolle Flamme der Königin Loana” (DTV 2006). Der Roman handelt vom einem nach einem Unfall aus dem Koma erwachenden Mann, der sein persönliches Gedächtnis verloren hat. D.h. er weiß nicht mehr, wer er ist, erkennt seine Frau und Kinder nicht mehr, muss Mailand, die Stadt in der er lebt, neu entdecken.
Doch er ist eine wandelnde Enzyklopädie; er kennt alle Gedichte, die er einmal auswendig gelernt hat, weiß historische und geographische Daten etc.

Damit er nun auch seine persönliche, private Geschichte sich wieder ins Gedächtnis rufen kann, verbringt er eine Zeit lang in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist, und in dem er - wie sich zeigt - auch den Grundstein für sein umfassendes Wissen gelegt hat. Durch die Lektüre nicht nur von Jugendbüchern und Romanen aus der Bibliothek seiner Eltern und Großeltern, sondern auch durch eine einbändige Enzyklopädie, die er als Junge offenbar nicht nur als Nachschlagewerk benutzt hat, sondern auch vom Anfang bis zum Ende “gelesen” hat.

Dies war die erste Enzyklopädie meines Lebens gewesen, und ich muß wirklich sehr, sehr oft und lange darin geblättert haben. Die Ränder der Seiten waren abgegriffen, viele Stichwörter waren unterstrichen, manchmal standen kurze Bleistiftnotizen in einer kindlichen Handschrift daneben, meist zur Erklärung schwieriger Termini. Dieser Band war bis zur Erschöpfung, bis zum Gehtnichtmehr benutzt, gelesen und wiedergelesen worden, er war im Wortsinn zerlesen [im Original kursiv], viele Seiten lösten sich schon ab. (S. 123 f.)


Beim Lesen des Kapitels aus dem diese Zeilen stammen, habe ich an meine Kindheit und Jugend denken müssen, als eines der Bücher, mit dem ich mich am meisten und liebsten beschäftigt habe, die “Welt von A bis Z” gewesen war. Ebenfalls eine einbändige Enzyklopädie, welche in den Nachkriegsjahren in Österreich sehr verbreitet war.
Ich glaube dieses Lexikon hat den Grundstock für mein heutiges Allgemeinwissen gelegt, was ich damals, schon im Volksschulalter, gelesen und gelernt habe ist stärker in mein Gedächtnis eingeprägt als vieles was ich später erfahren habe, gelernt habe bzw. lernen hätte sollen.
Und nicht nur der Grundstein meines Wissens wurde hier gelegt, viele Artikel haben meine Phantasie auch angeregt, mich in Gedanken und Tagträumen auf den Spuren von David Livingstone und Henry Morton Stanley Afrika entdecken lassen; die Illustrationen der unterschiedlichen Hausformen der Erde ließen mich in afrikanischen Kraals und auf Pfählen gebauten Langhäusern polynesischer Völker übernachten, ..., ließ mich mit Robert Scott und Roald Amundsen um die Wette den Südpol entdecken ...

Diese “Welt von A bis Z” gibt es nicht mehr. Irgendwann ist dieses vollkommen zerfledderte Buch, welches ich ja schon von meinen älteren Geschwistern übernommen hatte, einer Aufräumaktion zum Opfer gefallen. Aber ich bin gestern am Abend in den Keller gegangen und habe in dem - im Laufe der Jahre leider sehr klein gewordenen - Bücherschatz der sich da noch befindet, nach anderen Büchern gesucht, die mir als Bub wichtig waren: “Warum? Wozu?” und “Wie? Wann? Wo?”. Der Autor hieß Karl Hartl, sogar daran konnte ich mich wieder erinnern.
Und ich habe die Bücher gefunden. “Warum? Wozu?” trägt den Untertitel “Von Dingen, die die Welt verändern”; das andere “Geschichte der kleinen und großen Dinge”.
Ob nun über den Elfenbeinhandel, der Tatsache, dass die Mayas bereits mit Bällen aus Gummi gespielt haben oder das Holz als Baustoff für Fabrikshallen in denen Säuredämpfe frei werden im Gegensatz zu Stahl haltbarer ist: all dies und noch viel, viel mehr habe ich aus diesen und ähnlichen Büchern in Kombination mit der “Welt von A bis Z” erfahren.

Dazu kommt der gesamte Schatz der “klassichen” Jugendliteratur von Dickens “Oliver Twist” und “David Copperfield”, Stevensons “Schatzinsel”, Defoes “Robinson”, Sonnleitners “Höhlenkinder”, etc. etc. ... es ist müßig, sie alle zu nennen ....

Manchmal frage ich mich, ob mich diese Welt der Bücher und die Welten der Phantasie, in die mich die Bücher geführt haben, mehr geprägt haben zu dem, der ich heute bin, als meine reale Umwelt - die ich ja, teilweise zumindest, auch heute nicht bereit bin anzuerkennen und zu akzeptieren.


[a.k.; Alle Rechte vorbehalten]



Träume ...

... fallen wie vertrocknete Blätter von den brüchigen Ästen meiner Seele und der Wind verweht die Träume und ich fühle mich leer.


[by a.k.; Alle Rechte vorbehalten]

Zukunft





(Laibach)



Sonntag, 3. Juni 2007

Zukunft






by H. Gr., ca. 1998
Alle Rechte vorbehalten!


Freitag, 1. Juni 2007

Zeit

"Ich habe keine Zukunft, weil meine Gegenwart keine Vergangenheit hat" habe ich vor etwa gut 30 Jahren, während der Zeit meiner Adoleszenz, in mein Tagebuch geschrieben.

Umberto Eco schreibt, indem er sich auf Augustinus bezieht:
"Wir leben in den drei Zeitstufen der Erwartung, der Aufmerksamkeit und der Erinnerung, und keine davon kann auf die andere verzichten. Du kannst dich nicht in die Zukunft wenden, wenn du deine Vergangenheit vergessen hast."
(Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana. DTV 2006, S. 35.)


Was aber, wenn die Gegenwart leer ist, man sich tot in ihr fühlt? Kann - oder: wie kann sie dann Grundlage für eine Zukunft sein?


[a.k.]

Erinnern



"Erinnern ist eine Arbeit, kein Luxus."

Umberto Eco: Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana. DTV 2006, S. 30.